Elma, die Geschichte einer älteren Drahthaar-Lady

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Elma wurde uns als angefahrener Jagdhund auf einer Autobahn nahe Figueres in Nordspanien gemeldet. Die Zeit und die finanzielle Situation der Tierschützer vor Ort erlaubten keine Untersuchung des verletzten Hundes und Elma lag einige Wochen unversorgt, im örtlichen Tierheim.
Wir sagten die Hündin zwar sofort zu um sie zu übernehmen aber bangten extrem um das Mädchen.

Die Corona Krise hatte angefangen, es war abzusehen das keine EU-Transporte für Hunde mehr stattfinden können. Besonders in Spanien spitzte sich die Situation sehr zu mit Ausgangssperren, Fahrverboten etc. Elma erreichte uns mit dem letzten legalen EU-Transporter vor einigen Wochen. Sie war überhaupt der letzte Jagdhund der uns erreichte bis dato.

Eine Jammergestalt von Drahthaar war das Mädel. Dünn, das Fell struppig, eine Infektion zehrte an ihr aber die Behandlung hatte in Spanien schon begonnen. Ihre Hüfte war definitiv in Mitleidenschaft gezogen, Muskelabbau am hinteren Lauf, das Gangbild extrem schlecht, die Bewegung eingeschränkt. Für uns beginnt dann unser alt eingespieltes Programm:

  • Vorsichtiger Aufbau des Hundes mit langsamem Integrieren in das Pflegerudel.
  • Ordentliches Futter und regelmäßige Routine damit der Hund versteht das sich jetzt etwas ändert.
  • Dann erste Tierarztbesuche mit Untersuchungen und einer gesundheitlichen Einschätzung.

Das erfolgte auch bei Elma. Das Röntgenbild zeigte eine gebrochene und wieder zusammengewachsene Hüfte. Der eine Femur-Kopf sitzt nicht mehr korrekt in der Hüftschale, der andere sieht auch nicht gut aus. Nach Beratung mit den Chirurgen unseres Tierarztteams stand fest, dass der alte Bruch auf keinen Fall wieder gerichtet werden sollte. Es kommt daher nur die Entfernung des Gelenkkopfes in Frage, um dem Mädchen die Schmerzen zu nehmen und ihr Lebensqualität zu geben.

Wie so oft -oder eigentlich immer- erleben wir dann das Wunder.
Ansprache, Fürsorge, Körperkontakt, Lebensfreude des Umfeldes, besonders der vorhandenen Hunde und unsere Sicherheit veränderte Elma, besonders ihren Lebens- und Gesundungswillen. Nach 2 Wochen der ausgestandenen und austherapierten Zeckeninfektion erblühte dieser Hund. Die Muskulatur hinten baute sich schnell auf. Trotzdem Elma ruhig gehalten wurde, beharrte sie darauf mit den anderen zu rennen und zu laufen, sogar spielen und apportieren war angesagt.

Nach 3 Wochen schüttelten alle Tierärzte den Kopf zu einer OP. Solch eine Hündin, die sich ihren Bewegungskraft und ihren Lebenswillen selbst wiederaufgebaut hat, die reißen wir nicht mit einer komplizierten und riskanten Operation wieder auf den Anfang ihrer Verletzung zurück.

Elma springt voller Lebensfreude, apportiert den Plüschosterhasen, will dabei sein und zeigt großen Charakter und Wesensreinheit. Die anderen Kumpels sind Klasse aber sie lässt sich nicht das Fressen abnehmen oder anspringen – dann zeigt die Lady souveräne Führung.
Sie läuft gerade im Garten, ja klar hat sie kein korrektes Gangbild aber mit einer Geschwindigkeit, Bocksprüngen und Ausdauer. Die wenigen Treppen machen ihr keine Schwierigkeiten, das alles ohne Schmerzmittel. Ihr Blutbild ist sehr gut, 4 vereiterte Zähne wurden entfernt – jetzt ist das Gebiss wieder Tipp-Top.

Elma ist das Beispiel par excellence für die Selbstheilungskräfte des Hundes. Sie hat sich ihre Bewegung, ihre Lebensqualität und ihre Freude wieder erkämpft. Wir werden Elma in die Vermittlung geben auch wenn sie schon ein älteres Mädchen ist.

Wir werden Menschen finden, die ohne Wenn und Aber ja sagen zu diesem treuen Herz, wir wissen nicht wie lange aber bestimmt noch eine ganze Weile, Seite an Seite und Herz an Herz mit ihr gehen.

Das ist die Geschichte einer Kämpferin, eines Drahthaarmädchens, die wahrscheinlich noch ganz anderen Geschichten erzählen könnte.

Sie sollte uns Menschen Mut machen – aufzustehen und mit neuer Energie – neu anzufangen!